Rollentausch im Aufstiegskampf
So gut wie sicher wäre Kleinglattbach in der Aufstiegsrelegation dabei gewesen, hätte die Blum-Elf gestern in Kleinsachsenheim drei Punkte geholt. Es bleibt beim Konjunktiv. Nach dem 1:0-Sieg der Gastgeber ist der Aufstiegskampf in der Fußball-Kreisliga B 5 spannend wie selten zuvor.
Hätte, wäre, wenn. Es waren derlei Floskeln, die die Gesprächsrunden nach dem Abpfiff in Kleinsachsenheim dominierten. Die Erkenntnisse aus dem Spiel der beiden um Platz zwei buhlenden Teams waren derweil ohne grammatikalischen Aufwand zusammenzufassen: Der TSV Kleinglattbach hat die Riesenchance vergeben, sich den Relegationsplatz zwei mit drei Punkten Vorsprung und einer deutlich besseren Tordifferenz vorzeitig zu sichern. Sogar mehr als das: Durch die 0:1-Schlappe beim bisherigen Verfolger Kleinsachsenheim hat die Elf von Trainer Siegfried Blum die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation nicht mehr in der eigenen Hand.
Endgültig gratulieren wollte Blum den Kleinsachsenheimern gestern aber noch nicht: Wir hoffen weiterhin auf unsere Chance, auch wenn wir wissen, dass sie gegen Null geht. Sein Kollege auf Seiten der Platzherren hätte die Glückwünsche auch nicht angenommen. Einen Punkt müssen wir noch holen und der SV Horrheim wird uns sicherlich nichts schenken, orakelte Kleinsachsenheims Coach Jochen Folk.
Das Scheitern seiner Kicker machte Blum vor allem an der spielerischen Qualität der Partie fest: Wir haben zu keinem Zeitpunkt Fußball gespielt, ärgerte sich der Kleinglattbacher. Die Beschwerde einiger Anhänger, dass die Hausherren die Begegnung auf den kleineren, oberen Sportplatz verlegt hatten, ließ Blum nicht als Ausrede gelten: selbst wenn es Möglichkeiten zum Spielen gab, haben wir sie nicht genutzt.
Das spiegelte sich vor allem in der ersten Hälfte wider, in der das Spitzenspiel nicht hielt, was es versprach. Fußballerische Leckerbissen boten beide Seiten 45 Minuten lang nicht an und Torchancen waren Mangelware. Die Anfeuerungsrufe der zahlreichen Kleinglattbacher Schlachtenbummler waren oftmals kreativer als das, was auf dem Rasen dargeboten wurde und Kleinsachsenheims Trainer Folk legte voll Elan an der Außenlinie vermutlich mehr Meter zurück als mancher der 22 Spieler. Insgesamt taten die Gastgeber zu wenig für den dringend benötigten Sieg, während man bei Kleinglattbach nicht selten den Eindruck hatte, als wolle sich das Team mit einem Remis zufrieden geben.
Da erstaunt es nicht, dass nur zweimal ein Raunen durch die Zuschauerränge ging. Einmal in Minute 19, als Kleinsachsenheims Tony Schreiber sich ein Herz fasste und nach einem Abpraller von der Strafraumgrenze draufhielt, Gästeschlussmann Tobias Linder das Schienbein aber noch an den Ball bekam. Raunen Nummer zwei produzierte Alexander Stierl mit einem Schuss aus gut zwanzig Metern in Minute 28, der allerdings rechts am Tor vorbeisegelte.
Die Schlussphase des ersten Durchgangs verlor sich dann zunehmend in einer Flut an Gelben Karten, die die Akteure fast schon provozierten. In nur fünf Minuten holte der im Großen und Ganzen souveräne Schiedsrichter Steffen Bechle viermal den gelben Karton aus der Brusttasche, an Klassefußball war da nicht zu denken. In dieser Phase hatte Kleinsachsenheims Keeper Marcell Mikosch Glück, dass Bechle nicht noch eine fünfte Verwarnung aussprach.
Immerhin hatte Mikosch in Minute 32 einen Kleinglattbacher Angreifer zehn Meter vor dem Tor ohne Not zu Boden geworfen. Der Unparteiische hatte sich kurz weggedreht und die Situation nicht gesehen, sonst hätten die Gäste ihr Glück vom Elfmeterpunkt bereits frühzeitig ausprobieren dürfen. Wer nun am Wurststand auf eine versöhnliche und kämpferische zweite Halbzeit gehofft hatte, sah sich nach dem Seitenwechsel enttäuscht. Ein paar Chancen hüben wie drüben lockerten ein ansonsten zerfahrenes Spiel auf, in dem die Hausherren zunehmend die Oberhand gewannen und sogar etwas Zählbares daraus machten. 70 Minuten waren vergangen, als eine Hereingabe von Jens Bayerdörfer an Freund und Feind vorbei den Fuß von Jens Schindler erreichte, der zum 1:0 einschob.
Würden sich die Gäste noch einmal herankämpfen? Sie versuchten es und als Marc Hahn sieben Minuten später nach einem Foul von Marco Wolf im Gras des Kleinsachsenheimer Strafraums lag, sah es kurz so aus, als würde sich das Blatt nochmals wenden. Doch die Kleinglattbacher hatten die Rechnung ohne Torwart Mikosch gemacht, der den Strafstoß von Michael Bauz parierte und seine Abwehr so einstellte, dass sie den Vorsprung mit Mann und Maus über die Zeit rettete.
Fest steht: Kleinsachsenheim hat die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation nun selbst in der Hand. Ein Remis in Horrheim reicht der Elf von Jochen Folk, um sicher im Relegationsgeschäft zu sein. Die Devise für den TSV Kleinglattbach lautet: Mühlhausen besiegen und dann auf gute Nachrichten aus dem Nachbardorf hoffen.
TSV Kleinsachsenheim: Mikosch, Oetinger, Wendler, Böhm, Czmiel, Wolf, Hörer, Schindler, Majer (73. Braun), Schreiber (79. Weselan), Bayerdörfer (90. Girst).
TSV Kleinglattbach: Linder, Josephy, Fink, Velardi (85. Dragun), Bauz, Engelhardt (76. Blimundo), Duldner (81. Römer), Tricarico, Egritas, Stierl, Hahn.
Torfolge: 1:0 Jens Schindler (70.).
Besonderes Vorkommnis: Marcell Mikosch (Kleinsachsenheim) pariert einen Foulelfmeter von Kleinglattbachs Michael Bauz (77.)
Spieler des Tages: Marcell Mikosch (Kleinsachsenheim).
Schiedsrichter: Steffen Bechle (Böckingen).